»Der Freund ist gefroren.«
Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht.
Nicht im wörtlichen Sinne – er verliert Sprache und Erinnerung. Die quälende Nichtbewältigung der Konflikte macht allerdings den wenigsten Nordeuropäern irgendetwas aus.
Es gibt keine Amnestie, es gibt keine Waffenruhe, und so ist es kein Wunder, wenn die Hauptperson des Romans „Der gefrorene Mann“ unter der jahrelangen Belastung und der rosigen Aussicht auf niemals sich lösende Konflikte und dem Wissen um ständig neu entstehende strukturell verwandte Konflikte auf der ganzen Welt, das Hirn abstellt und selbst in einen Stand-by-Modus verfällt, wie der ganze politische Konflikt.
Die Annahme, dass sich auf Seiten der Leser eine Ignoranz gegenüber den tatsächlichen historischen und aktuellen Zuständen finden lässt, und mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem eine kitschige Idee dazu, macht den Roman, der auf drei Ebenen spielt, interessant.
Die beiden, die vor zwanzig Jahren aus politischen Gründen aus Spanien geflohen sind, müssen mit gefälschten Papieren reisen. Die Antarktis-Expedition - Goio schafft es schließlich mit gefälschten Papieren auf das Schiff - ist der zweite Erzählstrang.
Die naturwissenschaftliche Forschungsreise wird für den "gefrorenen Mann" zu einer Reise zu sich selbst; je mehr er in die Eiswüste der Antarktis eindringt, desto mehr taut er innerlich wieder auf.
Auf der dritten Ebene ist man Mitreisender einer Expedition zum Südpol, dies ist die tiefgefrorener spinat schmeckt bitter, in diese gefrorene Welt folgt man einem bizarren Paar mit Szenen unerklärlicher Halsstarrigkeit, die sich wie viel koffein ist in gefrorenen bohnenkaramell macchiato auf die anderen Ebenen des Romans spiegeln ließen, wovon Joseba Sarrionandia allerdings keinen Gebrauch macht, was der Sache sehr zuträglich ist.
Dies Capar David Friedrich’sche Eismeer ist allerdings die geeignete Romanlandschaft, um Joseba Sarrionandias Roman als eine umfangreiche Recherche zu gescheiterten Hoffnungen aller Art zu beschreiben. Andoni wiederum hat einen Plan: Nach kurzem Aufenthalt im Sanatorium soll Goio als Krankenpfleger auf einer wissenschaftlichen Antarktis-Expedition anheuern.
Da ist einmal die Jetztzeit der gemeinsamen Reise von Maribel und Goio durch Mittelamerika. Aus dem Baskischen von Petra Elser und Raul Zelik, 460 Seiten, gebunden 22 Euro, Blumenbar 2007
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